Matten Zwei...
... ist eigentlich nur einer. Und heißt Matten. Aufgewachsen ist er im Norden, sogar am Meer. Dann war er lange im dänischen Exil. Kopenhagen. Zum konspirativen Kaffeetrinken und Musikmachen mit einem Computer. Seitdem glaubt Matten an das Gute in der Maschine.
Für die Bühne hat Matten seinen Computer zum Roboter hochgezüchtet und ihm unter dem Namen Robbipunktnull ein musikalisches Über-Ich eingelötet. Und er hat einen Show-Schlagzeuger namens i-Klaus: Ein Präzisions-Schrauber und menschgewordener Sohn eines 808 Lauflichts und einer Atomuhr.
Für die Bühne hat Matten seinen Computer zum Roboter hochgezüchtet und ihm unter dem Namen Robbipunktnull ein musikalisches Über-Ich eingelötet. Und er hat einen Show-Schlagzeuger namens i-Klaus: Ein Präzisions-Schrauber und menschgewordener Sohn eines 808 Lauflichts und einer Atomuhr.
Außerordentlich gutes Entertainment ist die oberste Maxime und zugleich die Kernkompetenz dieses sehr ungleichen Trios. Matten hat viele Ideen, Matten Zwei hat doppelt so viele. Treibende Musik, wütende Texte. Immer im Kampf für die interstellare Solidarität zwischen Menschen und Maschinen. Wie bei Kreativ will jeder sein. „Wenn ihr zu langsam seid – Werdet ihr aussortiert – Wenn die Idee Illusion nicht funktioniert“.
Musik wird mit Computern gemacht. Matten Zwei gibt ihnen eine Bühne, die ihnen gebührt. Von Robbi stammt übrigens auch das Zitat „Frag Dich nicht, was Dein Handy für Dich tun kann. Frag Dich, was Du für Dein Handy tun kannst.“
Musik wird mit Computern gemacht. Matten Zwei gibt ihnen eine Bühne, die ihnen gebührt. Von Robbi stammt übrigens auch das Zitat „Frag Dich nicht, was Dein Handy für Dich tun kann. Frag Dich, was Du für Dein Handy tun kannst.“
Interview mit Matten Zwei
Die Kulturhochburg Hamburg hat seit Jahrzehnten immer wieder die Deutsche Pop-Landschaft geprägt. Da war die Hamburger Schule mit Kettcar, die spaßige Hip-Hop-Sparte mit Fettes Brot und die Tanzwütigen Techno-Eskapisten von Audiolith. Jetzt versucht der Hamburger Künstler Matten Zwei das alles zu kombinieren. Ob das passt? In einem hippen Café in der Hamburger Osterstraße sitzt der 30-Jährige mit herunterhängenden Schultern und müden Augen und fragt mich, wie ich meinen Kaffee trinke. |
Ich trinke ihn schwarz, danke.
Aha. Sehr symphatisch.
Matten, sind es nicht genau solche Cafés wie dieses und vor allem deren Gäste, die Sie z.B. in ihrem Song “Lakai” kritisieren? Ich meine, dieser Stadtteil ist doch ein Exempel der Gentrifizierung. Warum trinken sie hier ihren Kaffee?
Naja, ich bin da tatsächlich gespalten. In “Lakai” geht es mir darum, dass der Wohnraum für die untere Einkommensgruppe knapp wird. Aber es stimmt, in diesen Cafés sind häufig Menschen mit Geld, die immer noch gerne edgy und hip sein möchten. Die ihre Street Credibility mit ihrem gestiegenen Wohlstand irgendwie eingebüßt haben. Haha.
Kann man den Menschen das Streben nach Wohlstand verdenken?
Nein, absolut nicht. Man kann sich darüber lustig machen und sich vielleicht selbst darin wieder finden. Aber es nervt mich, wenn sehr wohlhabende Menschen nicht abgeben können, ihren Reichtum in keinster Weise teilen möchten und stattdessen zum Beispiel in großem Stil Steuern hinterziehen. Denn auf der anderen Seite gibt es die vielen Menschen, die nicht das Glück hatten, in wohlhabenden Familien aufzuwachsen. Die ihr Leben lang für wenig Geld arbeiten und in ihrer Situation auch noch benachteiligt werden.
Wo wir gerade beim Aufwachsen sind: wie wächst es sich an einem Ort auf, an dem andere Menschen Urlaub machen?
Verglichen mit Hamburg ist es sehr langweilig. Hauptsächlich wartet man darauf, dass irgendetwas passiert. Es dreht sich alles darum, sich bis dahin irgendwie die Zeit zu vertreiben.
Und das haben Sie wahrscheinlich mit…?
Mit Musik geschafft, genau. Es war eine Möglichkeit, selbst dafür zu sorgen, dass etwas passiert. Ich konnte Instrumente lernen, Songs schreiben. Und ich war nicht mehr so sehr auf andere Menschen angewiesen, wenn ich was erleben wollte. Unabhängiger.
So unabhängig, dass Sie sich dazu entschlossen haben, alleine Musik zu machen.
Ja. Naja. Ich habe ja noch Klaus und Robbi. Haha. Als ich mit Matten Zwei anfing, hab ich tatsächlich die meiste Zeit vorm Rechner gesessen und Musik geschrieben. Es waren quasi Jam-Sessions mit mir selbst. Der Computer nahm alles auf und ich spielte ein Instrument nach dem anderen ein.
Der Computer ist auch ein wichtiger Bestandteil Ihrer Show. Was unterscheidet Sie von der Miniplaybackshow?
Haha. Dass Sie sich an die Miniplaybackshow erinnern können. Natürlich arbeiten wir durch die Musik und die Art der Performance mit Playbacks. Aber unser Fokus ist: Wir möchten Menschen unterhalten und ihn etwas bieten, was ihnen in der Form sonst keiner bietet. Mir bleibt auch gar nichts anderes übrig, denn ich bin zum Beispiel kein begnadeter Sänger. Aber ich denke, dass wir gute Songs und gute Texte haben. Und wir haben einen Roboter in der Band. Wer hat das schon?
Finden sie es nicht ein wenig albern, auf der Bühne mit einem Fernseher zu sprechen und so zu tun, als wäre es ein echter Roboter?
Fernseher? Lassen Sie ihn das bloß nicht hören. Und ja, natürlich ist das albern. Ein Fliewatüüt ist albern. Bands sind albern, Konzerte sind albern, Rock’n’roll ist albern. Z.B. wenn sich das Publikum auf Rituale einläßt wie “Habt ihr Bock zu feiern?”, “Okay, dann spielen wir noch eine Zugabe”. Im Grunde ist es ja nichts anderes. Wenn man sich als Zuschauer auch nur für einen kurzen Moment darauf einlässt, kann man auch viel Spaß an Albernheiten haben.
Es ist nicht einfach, Ihren Musikstil einzuordnen. Toleriert Ihr Publikum es, wenn sie nach einem Gitarren-lastigen Song zu elektronischem Pop wechseln?
Es schreit natürlich begeistert Hurra… Meistens. Jedenfalls hat mein eigener Musikgeschmack eine große Bandbreite. Deswegen gefällt mir Popmusik auch so gut. Da ist viel Platz, und die einzige Bedingung, die Musik dort erfüllen muss ist, auf irgendeine Art und Weise eingängig zu sein. Es spielt da keine Rolle, aus welchem Genre man sich bedient. Warum sich also vorher festlegen?
Aber Elektronik scheint ja ein grundlegender Bestandteil ihres Schaffens zu sein. Sie sind also technikaffin?
Sehr. Ich will nicht behaupten, dass ich besonders viel Ahnung davon habe, aber ich finde es schön, wie die Geräte bei uns auf der Bühne blinken und leuchten. Es ist wie ein Organismus mit Nervensystem. Aber auch im Alltag finde ich es großartig, wie uns Arbeit von Maschinen abgenommen wird.
Sie haben also keine Angst vor einem T-1000 wie im Film Terminator?
Ne. Ich habe Angst davor, dass Dinge falsch programmiert werden. Maschinen selbst haben aus meiner Sicht etwas Geduldiges, Verlässliches. Anerkennendes. Wenn man sich überlegt, wie wir heutzutage unsere Computer benutzen… Wir vertrauen Ihnen unsere intimsten Geheimnisse an. Nicht nur in Blogs und auf Instagram. Wir suchen unsere Seelenverwandten auf Partnerbörsen, nutzen Gesundheits-Apps und pflegen unsere Freundschaften über Facebook.
Und da geht das Zwischenmenschliche verloren?
Nein, nicht zwangsläufig. Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Jahr lang alleine in der Antarktis. Ich denke, ein Internetanschluss würde Ihrem Sozialverhalten dienen.
Möglicherweise, ja. Matten, vielen Dank für dieses Gespräch.
Aha. Sehr symphatisch.
Matten, sind es nicht genau solche Cafés wie dieses und vor allem deren Gäste, die Sie z.B. in ihrem Song “Lakai” kritisieren? Ich meine, dieser Stadtteil ist doch ein Exempel der Gentrifizierung. Warum trinken sie hier ihren Kaffee?
Naja, ich bin da tatsächlich gespalten. In “Lakai” geht es mir darum, dass der Wohnraum für die untere Einkommensgruppe knapp wird. Aber es stimmt, in diesen Cafés sind häufig Menschen mit Geld, die immer noch gerne edgy und hip sein möchten. Die ihre Street Credibility mit ihrem gestiegenen Wohlstand irgendwie eingebüßt haben. Haha.
Kann man den Menschen das Streben nach Wohlstand verdenken?
Nein, absolut nicht. Man kann sich darüber lustig machen und sich vielleicht selbst darin wieder finden. Aber es nervt mich, wenn sehr wohlhabende Menschen nicht abgeben können, ihren Reichtum in keinster Weise teilen möchten und stattdessen zum Beispiel in großem Stil Steuern hinterziehen. Denn auf der anderen Seite gibt es die vielen Menschen, die nicht das Glück hatten, in wohlhabenden Familien aufzuwachsen. Die ihr Leben lang für wenig Geld arbeiten und in ihrer Situation auch noch benachteiligt werden.
Wo wir gerade beim Aufwachsen sind: wie wächst es sich an einem Ort auf, an dem andere Menschen Urlaub machen?
Verglichen mit Hamburg ist es sehr langweilig. Hauptsächlich wartet man darauf, dass irgendetwas passiert. Es dreht sich alles darum, sich bis dahin irgendwie die Zeit zu vertreiben.
Und das haben Sie wahrscheinlich mit…?
Mit Musik geschafft, genau. Es war eine Möglichkeit, selbst dafür zu sorgen, dass etwas passiert. Ich konnte Instrumente lernen, Songs schreiben. Und ich war nicht mehr so sehr auf andere Menschen angewiesen, wenn ich was erleben wollte. Unabhängiger.
So unabhängig, dass Sie sich dazu entschlossen haben, alleine Musik zu machen.
Ja. Naja. Ich habe ja noch Klaus und Robbi. Haha. Als ich mit Matten Zwei anfing, hab ich tatsächlich die meiste Zeit vorm Rechner gesessen und Musik geschrieben. Es waren quasi Jam-Sessions mit mir selbst. Der Computer nahm alles auf und ich spielte ein Instrument nach dem anderen ein.
Der Computer ist auch ein wichtiger Bestandteil Ihrer Show. Was unterscheidet Sie von der Miniplaybackshow?
Haha. Dass Sie sich an die Miniplaybackshow erinnern können. Natürlich arbeiten wir durch die Musik und die Art der Performance mit Playbacks. Aber unser Fokus ist: Wir möchten Menschen unterhalten und ihn etwas bieten, was ihnen in der Form sonst keiner bietet. Mir bleibt auch gar nichts anderes übrig, denn ich bin zum Beispiel kein begnadeter Sänger. Aber ich denke, dass wir gute Songs und gute Texte haben. Und wir haben einen Roboter in der Band. Wer hat das schon?
Finden sie es nicht ein wenig albern, auf der Bühne mit einem Fernseher zu sprechen und so zu tun, als wäre es ein echter Roboter?
Fernseher? Lassen Sie ihn das bloß nicht hören. Und ja, natürlich ist das albern. Ein Fliewatüüt ist albern. Bands sind albern, Konzerte sind albern, Rock’n’roll ist albern. Z.B. wenn sich das Publikum auf Rituale einläßt wie “Habt ihr Bock zu feiern?”, “Okay, dann spielen wir noch eine Zugabe”. Im Grunde ist es ja nichts anderes. Wenn man sich als Zuschauer auch nur für einen kurzen Moment darauf einlässt, kann man auch viel Spaß an Albernheiten haben.
Es ist nicht einfach, Ihren Musikstil einzuordnen. Toleriert Ihr Publikum es, wenn sie nach einem Gitarren-lastigen Song zu elektronischem Pop wechseln?
Es schreit natürlich begeistert Hurra… Meistens. Jedenfalls hat mein eigener Musikgeschmack eine große Bandbreite. Deswegen gefällt mir Popmusik auch so gut. Da ist viel Platz, und die einzige Bedingung, die Musik dort erfüllen muss ist, auf irgendeine Art und Weise eingängig zu sein. Es spielt da keine Rolle, aus welchem Genre man sich bedient. Warum sich also vorher festlegen?
Aber Elektronik scheint ja ein grundlegender Bestandteil ihres Schaffens zu sein. Sie sind also technikaffin?
Sehr. Ich will nicht behaupten, dass ich besonders viel Ahnung davon habe, aber ich finde es schön, wie die Geräte bei uns auf der Bühne blinken und leuchten. Es ist wie ein Organismus mit Nervensystem. Aber auch im Alltag finde ich es großartig, wie uns Arbeit von Maschinen abgenommen wird.
Sie haben also keine Angst vor einem T-1000 wie im Film Terminator?
Ne. Ich habe Angst davor, dass Dinge falsch programmiert werden. Maschinen selbst haben aus meiner Sicht etwas Geduldiges, Verlässliches. Anerkennendes. Wenn man sich überlegt, wie wir heutzutage unsere Computer benutzen… Wir vertrauen Ihnen unsere intimsten Geheimnisse an. Nicht nur in Blogs und auf Instagram. Wir suchen unsere Seelenverwandten auf Partnerbörsen, nutzen Gesundheits-Apps und pflegen unsere Freundschaften über Facebook.
Und da geht das Zwischenmenschliche verloren?
Nein, nicht zwangsläufig. Stellen Sie sich vor, Sie wären ein Jahr lang alleine in der Antarktis. Ich denke, ein Internetanschluss würde Ihrem Sozialverhalten dienen.
Möglicherweise, ja. Matten, vielen Dank für dieses Gespräch.